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Oh Mann, OLAF!

Oh Mann, OLAF!
Sie sind der Abkömmling eines Trolls und eines Seehunds, so sagen Sie. Ein Wundertier. In Ihren Bildern stellen Sie sich als Elf, als Troll, als Fabelwutzi dar. Gerne präsentieren Sie uns Ihren nackten Hintern. In Öl, fein ziseliert mit Bleistift. Ihr Rücken sieht aus „wie ein Gorilla in seinen besten Jahren“, schreiben Sie. Sonst, so sagt Dagny, seien Sie ein großer Schweiger gewesen. Riesenpranken, dicke Finger zeigen Fotos, aber dann – dieser feine Zeichenstrich! Zeitlos-findig Ihre Simpl- Skizzen. Ein Strich, ein Kringel und fertig ist in der Weite des weißen Papiers der Mensch im Glück, der Olaf im Gras.

Ein letzter Wikinger. Daheim im bayrischen Outback, auf einem alten Almplatz hoch überm See. Sie kugelten sich nackert im Gras, wenn’s Ihnen danach war. „Der rennt rum“, wussten d‘Leut‘, „mit Lendenschurz, gehalten nur von `nem Strick überm Arsch“. „Tierhaft egoistisch“, beschreibt Sie Obé, Ihr verehrter Schüler. „Mit der Figur eines Meßbudenringkämpfers ausgestattet“, schildert Carl Zuckmayer. Mit ihm prügelten Sie sich. An einem feuchtfröhlichen Abend nach politischer Debatte. „Wir rissen einander die Oberschenkel hoch, stemmten uns gegenseitig die Knie in den Bauch, schmissen uns durch die ganze Diele hin und her, zur Versöhnung packte Olaf mich an den Ohren und küsste mich auf beide“, erinnert der sich. „Ein zärtlicher Kraftlackl“ meint Ihr Biograph hundert Jahre später. Der wär‘ wohl so gern wie Sie. Vielleicht hofft er, es würden ihm die Frauen dann zu Füßen liegen so wie Ihnen. All die gezähmten Herren strahlen heutzutage nix mehr davon aus, was aus Ihnen wohl pulsierte: vielversprechende Lebenslust, eine Melange aus schamloser Freude und sensibler Lüsternheit. Verpackt in Bildern zarter Zärtlichkeit.

Oh Mann, OLAF!
Sie waren wohl eine Attraktion! Gern erzählt wird heute noch die Geschichte, wenn Sie mit Ihren nackten Pobacken Walnüsse knackten. Nur Schabernack und Frauen wohl ihm Kopf!

Hatten Ihre Frauen eigentlich was zu lachen?

Inga, die sie so schmählich verlassen, hat Ihnen ja mit 80 Jahren noch verziehen. Und Dagny, ihre Meisterin, sowieso. Hat Ihre ganzen Eskapaden ertragen, weil Sie gar so „ein nettes, goldiges Gesicht haben“. Es ist wohl so: Seehundbabies wirken einfach trollig. Das zieht die Idas, Franziskas und Gemmas an, wie kleine Mädels der Ponyhof. Aber so ein Heuler kann gefährliche Bisse tun. Davon könnte Ihre Grete uns erzählen, die Einzige! Die Frau, die Ihrem Gottesgnadentum wohl gewachsen war. Das haben Sie dann als zu anstrengend empfunden und sie ausgetauscht. Hat Sie Ihnen je verziehen, dass sie nach Ihnen so bald an gebrochenem Herzen starb?

Oh Olaf, Sie waren wohl ein Mann wie Marshmallow. Pappsüß, schillerndbunt, mit voller Wucht verführerisch. Wir Frauen heute würden Sie wohl grillen, wie man das mit solch Mäusespeck nun macht. Sie sind kein Märchenprinz, aber einer den man nicht mit gewöhnlichem Maß messen darf. Weil er seine wundervollste Affäre treuergeben das ganze Leben mit seinem Bleistift pflegte.


Sonja Still Kulturjournalistin für Reise, Kultur & Geschichte

Sonja Still

Kulturjournalistin für Reise, Kultur & Geschichte
Als erfahrene Kulturjournalistin biete ich hochwertige Artikel, Reportagen und Features zu den Themen Reise, Kultur und Geschichte für Redaktionen an.

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