Marion Thoma und ihr Luke
Über eine aufsehenerregende Liebe auf der Tuften geht der Artikel, den ich für das Tegernseer Tal- Heft geschrieben habe. Es war wieder einmal höchst interessant zu recherchieren und die unterschiedlichen Perspektiven auf das Leben von Ludwig Thoma und seiner Frau Marion zu entdecken. Die mündliche Tradition im Tal lässt eigentlich immer die Geliebte nach der Ehefrau, Maidi Liebermann, dominieren. Doch bei genauem Hinsehen verbrachte Maidi mit dem bayerischen Dichter nur sehr wenig Zeit. Man kannte sich zwar, wird aber erst 1918 ein Liebespaar. 1921 stirbt Thoma. Mit Maidi von Liebermann hat er nie zusammengelebt.
Allerdings ist sie seine Nachlassverwalterin – und schaukelt in der Zeit des NS-Regimes seine Bedeutung als Nationaldichter mit antisemitischer Haltung in den Vordergrund. Das zu ihrem eigenen Schutz. Denn während ihr Bruder nach Buchenwald deportiert und dort ermordet wird, kann sie mittels ihrer „großen Aufgabe“ doch im Tegernseer Tal zwischen all den Bonzen überleben. Es bedarf sicherlich mal einer neuen Aufarbeitung, und neuen Einordnung. Thoma hat auch – ja, auch!- große Werke hinterlassen und nicht nur den Dreck, der unerträglich ist, aber auf den sich heute oft bezogen wird. Aber wie gesagt – in meinem Artikel geht’s gar nicht um die kurze Affäre zu seinem Lebensende.
Es geht um die große Liebe seines Lebens – sofern wir aus heutiger Sicht überhaupt noch über seine Gefühle berichten können. Im Mittelpunkt meines Artikels steht Marion Thoma, die geborene Maria Trinidad de la Rosa. Einer Philippina, aus Manila, mit Schweizer Vater. Genannt wurde sie Marietta di Rigardo, gefeiert wurde sie als Tänzerin, schon lange bevor sie ihren Luke, wie sie ihren Ehemann Ludwig nannte und wie er seine Briefe an sie unterschrieb, kennenlernte. Max Slevogt hat sie in einem Bildnis 1904 verewigt. Das Werk hängt heute in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Sie kämpfte bis ins hohe Alter um ihre Liebe und ließ sich sogar im Münchner Nachkriegs-Boulevard noch als „Witwe Thoma“ feiern. 1966 starb sie in einem Münchner Altersheim im Alter von 86 Jahren. Am Bett ein Foto von ihrem Mann und dem Satz „Ich war doch ganz glücklich mit meinem Luke….“
Wie Tegernseer Klatsch und Neid das Glück zerstörten, was Ludwig Ganghofer dazu sagte und wie die Rottacher die Marietta am Tennisplatz wegen ihrer „dunkelbronzenen Haut, die ihre weiße Tenniskleidung noch mehr strahlen ließ“, ausrichteten – all das kann man im Artikel nachlesen.
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