Spurensuche mit Erfolg

Die Tegernseer Schauspielerin Claudia Golling kämpfte ihrer lebtaglang um Erkenntnis: Was hat ihr Vater, Alexander Golling, der „Braune Theaterpapst“, zu verantworten? Nun steht sie selbst im Aufarbeitungsstück „Mitläufer“ auf der Bühne des Bayerischen Staatsschauspiels, im Münchner Residenztheater.
Es war 2018, als ich für das Tegernseer Talheft einen Artikel über Alexander Golling recherchierte. Damals besuchte ich seine Tochter Claudia in ihrem Haus. Es war ein langes Gespräch, ein Tasten, ein Abwägen, ein Austarieren: Der geliebte Papi sollte so objektiv wie es grad ging, ins Wort gefasst werden. Alexander Golling gilt heute als der „Braune Theaterfürst“ von München, der in der Zeit der NS-Diktatur die Theaterkultur am Bayerischen Staatsschauspiel prägte. Für die Tochter eine belastende Situation: Sie liebt den Vater, sie lebt die demokratischen Werte und die Kultur. Aus dem Interview entstand ein fein gezeichnetes Porträt.
2022 meldete sich der deutsch-israelische Regisseur Noam Brusilovsky bei mir. Er war beauftragt, die NS-Vergangenheit des Bayerischen Staatsschauspiels zu beleuchten. Ich sandte ihm meinen Artikel, stellte den Kontakt zu Claudia Golling her. Nun steht sie auf der Bühne in München und spielt sich selbst: Die Tochter des Mitläufers, die am Ende des Stücks zu steter Wachsamkeit aufruft. „Es ist gefährlich, man wird schnell eingefangen“, sagt sie. Es sind ihre eigenen Worte. Noam Brusilovsky gab ihr freie Hand, sich zu formulieren. Am 9. November 2023 war Premiere. Das Stück «Mitläufer» ist eine historische Auseinandersetzung mit den widersprüchlichen Biografien derjenigen, die dank enger Kontakte zur NSDAP an die Spitze des Theaters kommen konnten. Mit diesem Rechercheprojekt geht das Residenztheater als eines der ältesten deutschen Theater einem dunklen Kapitel seiner eigenen Geschichte nach.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Weitere InformationenEin paar Links zum Nachlesen:
Hier geht’s zu meinem Artikel, der im Tegernseer Tal Heft erschien.
Hier geht’s zum Residenztheater und den unterschiedlichen Recherche-Publikationen:
https://www.residenztheater.de/resi-blaettert/mitlaeufer
https://www.residenztheater.de/stuecke/detail/mitlaeufer
Hier noch der Spielplan:
https://www.residenztheater.de/spielplan

Weitere Artikel

Entartet, Gottbegnadet, nichts schwarz-weiß.

Trügerische Idylle – Ein erster Aufsatz, 2017

Grete und Olaf Gulbransson-Abend

Oh Mann, OLAF!

Der Kuss. Die Küsse. Das Küssen
