Ein Selbstporträt
Wenn ich mich näher vorstellen darf? Ich bin Sonja Still – Journalistin und Autorin. Am Tegernsee lebe ich, im Alpenraum bin ich am liebsten unterwegs. Zwischen München und Meran, der Schweiz und Slowenien. Zuhören, nachfragen, berichten,das ist mein Handwerkszeug. Mein Beruf fasziniert mich jeden Tag neu. Und das schon lange.
Erinnern Sie sich noch an die US-Fernsehserie „Lou Grant“? Nein?! Die Serie lief in den 1980er Jahren im deutschen Fernsehen. Der Mann war ein aufrechter Journalist, Lokalchef bei der „Los Angeles Tribune“, musste sich für seine Stories bei der eigensinnigen Verlegerin immer wieder mit guten Argumenten durchsetzen. Ich war ein Teenie, der keine Folge verpasste und der dann die Abi-Zeitung mit allem Ehrgeiz einer „Louise Grant“ bespielte. Später kam Magazin-Ikone Anna Wintour ins Kino. Das Tun der Vogue-Chefin - zickig unterhaltsam. Zu zynisch. Nicht meins. Es verrät natürlich viel über mich, was ich hier erzähle: Ich bin also schon lange im Geschäft. Ich habe den Wandel der Branche mitgelebt. Aber ich will nicht nur formatiert arbeiten. Darum gibt es bei mir journalistische Produkte aus handwerklicher Manufaktur.
Ein Selbstportait - Mein Weg
Erinnern Sie sich noch an die US-Fernsehserie „Lou Grant“? Nein?! Die Serie lief in den 1980er Jahren im deutschen Fernsehen. Der Mann war ein aufrechter Journalist, Lokalchef bei der „Los Angeles Tribune“, musste sich für seine Stories bei der eigensinnigen Verlegerin immer wieder mit guten Argumenten durchsetzen. Ich war ein Teenie, der keine Folge verpasste und der dann die Abi-Zeitung mit allem Ehrgeiz einer „Louise Grant“ bespielte. Später kam Magazin-Ikone Anna Wintour ins Kino. Das Tun der Vogue-Chefin zeigte das Drehbuch zickig unterhaltsam. Zu zynisch. Nicht meins.
Es verrät natürlich viel über mich, was ich hier erzähle: Ich bin also schon lange im Geschäft. Ich habe den Wandel der Branche mit gelebt. Aber ich will nicht nur formatiert arbeiten. Darum gibt es bei mir journalistische Produkte aus handwerklicher Manufaktur.
Meine Lehrjahre
Selbstverständlich wollte ich noch während des Studiums an der WWU in Münster direttissima in die Redaktionsstuben dieser Republik gelangen. In NRW wurden gerade die Lokalradios als neueste Errungenschaft der Medienbranche gefeiert, da war ich natürlich dabei. Das hieß Termine schrubben und lernen, die Technik selbst bedienen zu können. Das journalistische Handwerk habe ich dann beim WDR gelernt, im Studio Münster. Alte Redakteure saßen da in ihren kleinen Kammern, waren bräsiggenau, wortgewichtig, bestens vertraut mit ihrer Materie. Sie unterschieden noch zwischen Meldung, Nachricht, Bericht und Kommentar. Mit einer Nagra ausgestattet ging es auf Reportage, danach schleppte ich das schwere Teil in den Tonraum zum Senkeln. Als ich meinen ersten O-Ton fürs Fernsehen holen durfte, zeigte mir der Kameramann nur einen meterlangen Filmstreifen und knurrte „Mehr kannste nicht fragen“. Könnte man ja gleich sentimental werden, beim Gedanken an jene Zeit! Aber sie war nicht nur nett. Es war umständlich, aufwändig, die Technik anfällig, die Menschen manchmal recht bequem und die Netzwerke Seilschaften.
Mit der Branche gewachsen
Wieviel schneller geht’s heute mit Laptop und Smartphone, mit Teamworking und Kooperationen. Viel Marketing-Sprech hat Einzug auch in die Redaktionen genommen. Man spricht von Content, der Blog ist das Herzstück der Strategie, die Channel-Wahl erfolgt nach Zielgruppen, Google ist die Schnittstelle und der Tone of Voice muss stimmen. Welcher das ist, dafür kreiert man Personas mit einer Content-Journey. Das können die Digital Natives intuitiv. So analog geschulte Medienprofis wie ich wurden durch ewiges Lernen im Berufsleben digital und gingen online. Digitales bietet Werkzeuge, aber echte Geschichten leben vom richtigen zuhören und sensiblen Erzählen. Das lernte ich im Volontariat. Damals musste man erst durch das Nadelöhr „Volontariat“. Ohne das war es nichts und wurd‘ man nichts. Das Volontariat habe ich in Augsburg gemacht. Als ich im Praktikumsaustausch zu RTL nach Köln kam, kauften die mich direkt vom Volontariat weg.
Meine Wanderjahre
Und dann ging’s rund. Denn RTL war neu, jung, nassforschfrech, die Technik immer ganz weit vorn, die Sendungen waren bei den Kritikern manchmal fragwürdig gestempelt. Aber das Publikum liebte uns. Punkt 12. Das Nachtjournal. Punkt 7. RTL aktuell. Nachrichten. Exklusiv. Formel I, Boxen und Skispringen. Interviews mit Promis und Vips. Magazin. Reportage. Live-Schalte. CvD. Moderation. Alles war möglich.
Der Senderchef Helmut Thoma kannte einen noch persönlich, meist traf man ihn direkt am Schokoladen-Automat in der Kantine. Chefredakteur Hans Mahr, Österreicher, machte uns echte Wiener Schnitzel mit warmen Erdäpfelsalat als Belohnung für die gute Quote. RTL war für mich ein super Arbeitgeber. Doch dann machte RTL einen Fehler: Die Redaktion schickte mich auf meine erste große Reisereportage. Es ging nach Tuktoyaktuk, den letzten Außenposten in Kanada Nordwest, 1000 Meilen vorm Nordpol. Und dann begleitete ich einen Extrem-Triathlon, die Raid Gauloises 2000. Es ging 800 km quer durch den Himalaya. Wir flogen nach Lhasa in Tibet. Ein Bus brachte uns über einen Pass, von dort ging es weiter zu Fuß ins Everest-Basecamp. Dann per Pferd, mit Mountainbikes oder im Schlauchboot über die Grenze nach Nepal. In Janakpur an der indischen Grenze hatten wir das Ziel erreicht. Ein paar Tage ruhten wir im Trubel von Kathamandu die Füße aus.
Eine wunderbare Welt
Danach wollte ich mehr von dieser wunderbaren Welt sehen. Ich kündigte den sicheren Redaktionsjob, sagte Hello bei „Good-bye Deutschland“ auf Vox und stillte mein Fernweh bei der gleichnamigen Sendung im BR, machte für arte Entdeckung und für den NDR die Welt zu meinem Büro. Reisereportagen entstanden, Features, Dokumentationen, Auswanderer-Stories. Und, "Nein!" Wir haben die Auswanderer nicht in die seltsamsten Situationen gebracht. Manche wären zwar ohne uns gar nicht vom Flughafen weggekommen, weil sie als Deutsche-Sparfüchse nur ein oneway Ticket kauften, damit aber im Zielland ohne Daueraufenthaltsgenehmigung nicht einreisen durften. Der Schnitt hat später nur die absurden Situationen gezeigt. Wer wollte schon abends nach der Arbeit im Fernsehen langweilige Alltagsherausforderungen sehen, von denen der verehrte Zuschauer gerade selbst Feierabend machte?
Was ich im Fernsehen drehte, begann ich auch in Zeitungen zu veröffentlichen und in Büchern aufzuschreiben. Ich belegte Schreibworkshops, machte Drehbuchseminare mit. Überhaupt: das Schreiben wurde wichtiger und wichtiger und wichtiger. Das Fremde war mir vertraut. Das Vertraute daheim wurde das Besondere.
Aus meiner Werkstatt
Als Reisejournalistin arbeite ich für Zeitschriften wie Landlust und Verlage wie Merian, als Autorin schreibe ich Bücher, bei Allitera habe ich eine eigene Reiseführer-Reihe. Für Kunden aus der Hotellerie und Gastronomie biete ich Kundenmagazine und Corporate Publishing, als Druckerzeugnis oder online-Magazin. Welche Themen ich aufgreife? Da geht’s um schöne Urlaubsziele daheim, ums Oktoberfest, den Biergarten, das Tegernseer Tal und Bayerns Mythen. Da porträtiere ich interessante Menschen. Interviews mit Michail Gorbatschow oder Tom Hanks haben mich sehr beeindruckt. Damit muss ich einfach ein wenig angeben. Es war toll!
Ich stelle gerne Unbekanntes vor, wie zum Beispiel das Waldbaden. Ich schrieb schon lange und oft und viel darüber, als der Hype dazu erwachte. Ich machte eine Zertifizierung zur Waldgesundheitstrainerin in einem Forschungsprojekt der LMU München mit. Auf einmal war ich so Tief im Thema, dass mich die byTM, die Tourismusgesellschaft für Bayern, sogar zu ihrem Testimonial machte.
Die neue Medienwelt
Ich wühle mich in Geschichte, die vergessen werden wollte oder vergessen war. Wissen Sie, dass der Maler des berühmten Beethoven-Gemäldes am Tegernsee daheim ist? Der königlich-bayerische Hofmaler Joseph Stieler hatte hier sein Sommerhäusl. Er malte auch Alexander von Humboldt und Johann Wolfgang von Goethe und die bayerischen Könige Max I. Joseph und Ludwig I., und die VIPS seiner Zeit. Seine Bilder gingen ins kulturelle Gedächtnis der Menschen ein. Das Haus steht noch. Manchmal lade ich Gäste und Leser dorthin ein. Denn das, was ich schreibe, erzähle ich inzwischen auch - in Führungen oder Vorträgen.
Ich habe verschiedene Zertifzierungsprogramme mitgemacht. Das ist kein Spurwechsel, sondern in meinen Augen Qualitätsmerkmal. Heute ist es kein Hoheitswissen mehr, wie eine Kamera bedient wird, wie ein Text veröffentlicht wird. Erfolgreiche Blogger werden zu Moderatoren gemacht, Wissenschaftler bekommen eigene Sendungen, Youtuber erreichen mehr Publikum als Sender. Sender ziehen sich den Nachwuchs an ihren eigenen Journalistenschulen. Verlage werden Vertriebshelfer und sonst kaum nötig, weil websites und selfpublishing das Publikum auch erreicht. Nur die Gatekeeper-Verantwortung, das Überprüfen der Fakten und objektives Einordnen des Wissens in Kontexte, unterscheidet den Journalisten noch von allgemein Publizierenden.
Erinnern Sie sich noch an meinen Serienheld Lou Grant vom Textbeginn? Der alte Serien-Zeitungsredakteur hat in irgendeiner Folge einen Satz gesagt, dem ich noch immer Bedeutung gebe: „Gib alles, dass Stories herauskommen, die es wert sind, dass sie erscheinen.“ Dafür arbeite und lebe ich.
Auszeichnungen
Die "Ruhrgebietsklänge", die ich mit dem LWL Industriemuseum in Dortmund produzierte, wurden beim Grimme-Video-Wettbewerb während "Ruhr 2010" ausgezeichnet. Dafür erhielten wir den GrimmePott.
2012
Die "Ruhrgebietsklänge reloaded", für die ich wieder mit dem LWL Industriemuseumin Dortmund zusammenarbeitete, wurden mit dem Preis von "Deutschland - Land der Ideen" ausgezeichnet.
2019
#Heimat erlesen: Literatur schafft Heimat – Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und das Bundesministerium für Inneres, Bau und Heimat hatte aus den sechzehn Bundesländern Regionalverlage und Autoren eingeladen hatte. Mein Buch „Bayerns Mythen“ wird für seine identitätsstiftende Kraft gewürdigt. Der Heimatbegriff einer offenen Gesellschaft dürfe nicht den Populisten überlassen werden, sagt Staatssekretär Dr. Markus Kerber in seiner Festrede.