Es ist eine prächtige alpine Kulisse, durch die die Großglockner Hochalpenstraße nach Heiligenblut in Kärnten führt. Start ist in Fusch-Ferleiten auf Salzburger Seite der Berge. Von Mai bis Oktober ist die Straße für Autos, Busse, Motor- und Fahrräder befahrbar. Sie ist die höchstgelegene Passstraße Österreichs und lotst tief hinein ins Zentrum des Nationalparks Hohe Tauern. 48 Kilometer lang ist sie, in 36 Kehren steigt die Straße auf knapp 2500 Meter Höhe, die Edelweißspitze ist der höchste Punkt.
Bis hier rauf radeln die Rennradler, fahren Motor-Biker und kurven Wohnmobile. Die Straßenbenutzung kostet. Für jedes Gefährt gib es einen Preis. Ein E-Auto zahlt 27.50 Euro – Zehn Euro weniger Maut als ein Auto mit Verbrennermotor. Mit dem kostenlosen Laden ad-on auf der Franz-Josephs-Höhe, hat man - je nach Ladekapazität seines Autos und Charge-Gebühr – gut 30 Euro mehr im Urlaubsbudget.
Ich rechne sowas ja gerne in Brotzeiten um: das heißt, ein Speckbrettl mit Käs, frischem Graubrot und ein frisches Bier wären drin! Wir haben es oben, auf 2262 m Höhe beim „Mankeiwirt“ an der Fuscherlacke eingelöst. Mankei, das ist das Dialektwort für Murmeltiere. Die haben dem Wirt Herbert Haslinger einfach das Herz gestohlen. Eines wohnt sogar bei ihnen wie bei anderen Leuten eine Hauskatze. Es war verwaist und der Mankeiwirt hat es mit der Hand aufgezogen.
Die Aussicht auf die hochalpine Kulisse ist schwerstbeeindruckend. Wie ein kurviges Band gibt die Hochalpenstraße dem Blick nach unten Halt. Eine außerordentliche Weite von Almwiesen und Gletscherfeldern, breiten Schotterhalden und bizarren Felsformationen tut sich auf. Am Fuscher Törl sollen schon die Kelten ihren Göttern gedankt haben, dass sie die Höhe überwunden hatten. In der Nähe des Hochtortunnels wurde beim Bau der Alpenstraße ein Dolch aus der frühen Bronzezeit gefunden, der beweist, dass schon sehr früh der Weg über die Tauern genommen wurde. Im nahegelegenen Museum kann man eine bronzene Römerstatuette des Halbgottes Herkules betrachten, die aus der Zeit um Christi Geburt stammt. Etwas weiter gibt es ein Straßenbau-Museum. Das bleibt nur ein Kommentar: Wahnsinn! Allein der unglaubliche Einsatz unter dem die Menschen damals diese Straße erbaut haben.
Bemerkenswert: der Bau kostete eine gute halbe Million weniger als ursprünglich veranschlagt und auch die Bauzeit war überschaubar: Fünf Jahre waren 4000 Leute beschäftigt, diese Strecke der Hoffnung zu erschaffen. Eine entsetzliche Schinderei muss diese Arbeit gewesen sein. Es waren aber auch die ganz schlechten Zeiten nach dem ersten Weltkrieg, als Depression und Armut herrschten. Friseure, Schneider, Lohnarbeiter hatten keine Arbeit und verdingten sich hier beim Bau. 1930 -1935 wurde die Großglockner Hochalpenstraße gebaut – als Hoffnungsweg in bessere Zeiten. Ein Projekt, das heute vermutlich allein aus Naturschutzgründen sehr umstritten wäre. Doch darum können heute Reisende mitten im Naturschutzgebiet Hohe Tauern die unglaubliche Alpenkulisse erleben.
Die Aussichtsplattform der Edelweiß-Spitze gibt den Rundumblick auf ein Panorama mit zahlreichen Dreitausender frei. Ab da führt die Straße wieder Talwärts. Wer Glück hat, dem zeigt sich der Großglockner zum Greifen nah, ohne Nebelschleier.