Speisen im ehemaligen Gerichtsturm von Glurns. Da gibt’s Geschichte mit Genuss, weil Thomas Ortler nicht nur kochen kann.
Geschichte, Geschichten und Genuss – das ist eine Kombi, die ich wirklich gern hab‘. Fündig wurde ich für ein echtes Highlight im Flurin. Thomas Ortler betreibt es seit gut einem Jahr. Eigentlich ging er, wie viele Junge in Südtirol, weg von Glurns. Es zog ihn hinaus in die große weite Welt, um zu studieren. Geschichte. Erst in Wien, dann in Berlin. Doch wie das so ist, ein Studium kostet und mancher Student verdient sich sein Zubrot in einer Kneipe. Thomas jobbte in der Küche. Erst nur so, dann immer mehr mit Begeisterung. Er machte seinen Master und begann danach mit Praktika in Szeneküchen. Dann arbeitete er Vollzeit im Cinco bei Paco Pérez in Berlin, wechselte zu Konstantin Filippou in Wien. Gourmets kennen diese Adressen vermutlich. Ich war da noch nie. Aber ich war glücklicherweise im Flurin. Denn Thomas ist wieder heimgegangen, lebt dort, wo er sich wohlfühlt. Mit seinem Vater zusammen hat er den Gerichtsturm umgebaut, ein paar Ferienzimmer eingebaut und das Restaurant eröffnet. Mit seinem Geschichtsstudium hat er natürlich Verständnis für das Gerichtsgemäuer aus dem 13. Jahrhundert. Ihn interessieren auch alte Kochtraditionen und Rezepte. Da experimentiert er fröhlich. Wir kosteten zur Vorspeise eine Carne Salada rohmariniert mit Wasabi und Gemüse, dann gab es Zander auf Erbsenpüree mit Lakritz-Soße und als Nachspeise Ziegenjoghurt-Eis mit Rhabarbergrütze. Das Essen, das war echt, echt, echt himmlisch. So mag ich Gerichtssitzungen in alten Gerichtsturmgemäuern.